Aderlass – Indikationen und Verfahren

Woher kommt der Aderlass?

Die Geschichte des Aderlasses reicht bis Hippokrates, der ungefähr 460 bis 370 v.Chr. gelebt hat, zurück. Trotz des sehr weit zurückliegenden Ursprungs des Ader­lasses ist diese Vorgehensweise in der alternativen Heilkunde heute noch angese­hen. Auch von Hildegard von Bingen wurde der Aderlass aufgegriffen. Sie empfahl diese Methode, um Krankheiten auszuleiten und um eine regelmäßige Entgiftung zu gewährleisten. Neben einigen wenigen anderen Heilmethoden gilt der Aderlass als eine der ältesten Therapiearten und ist längst nicht überholt oder bedeutungs­los.

Um den Körper zu reinigen, erfolgt beim Aderlass ein Ablassen des Blutes.

Der größte Nutzen des Aderlasses ist, dass die natürliche Blutbildung angeregt wird. Des Weiteren können durch das Ausbluten alle schlechten „Säfte“, Krank­heitskeime und sonstige die Gesundheit beeinträchtigenden Faktoren ausge­schwemmt werden. Dies kommt einer Entschlackung und Entgiftung gleich.

Verwendet wird für den Aderlass ähnlich wie bei der Venenpunktion Besteck, das eine mög­lichst einfache Punktierung beziehungsweise ein gezieltes Anstechen der Blutgefäße ermöglicht.

Derivation und Revulsion

Unterschieden werden beim Aderlass die Derivation (oder die Ableitung) und die Revulsion (oder die Umwälzung) des Blutes.

Bei der Derivation wird für den Aderlass eine Stelle am Körper ausgesucht, die dem eigentlichen Krankheitsherd am nächsten kommt.

Im Gegensatz dazu beruht der Aderlass bei der Revulsion auf der Ausleitung des Blutes in möglichst großem Abstand zum erkrankten Bereich. Daher kann sowohl eine Ableitung als auch eine erneute Durchmischung erzielt werden. Heute wer­den dafür Fachbegriffe wie „isovolämische Hämodilution“ oder „Infusion“ ver­wendet.

50 bis 500 ml Blut fließen aus

Das Ausfließen des Bluts in Mengen zwischen 50 und 500 ml basiert fast aus­schließlich auf der Venenpunktion, daher stammt auch die Bezeichnung „Phlebo­tomie“. Der Aderlass ist daher eine beabsichtigte Eröffnung einer Vene, die vor­wiegend in der Armbeuge vorgenommen wird (in der Regel beende ich den Ader­lass bei max. 300 ml).

Wichtig zu wissen: Die Patienten sollen bis zur Blutentziehung nüchtern bleiben. Nach der Behandlung können sie etwas essen und trinken, um den Körper zu stär­ken.

Indikationen

  • hoher Blutdruck oder Verengungen in den Blutgefäßen, Gefährdung durch Thrombose, Blutvergiftung, Lungenödem oder Wasseransammlungen in der Lunge, Eisenspeicherkrankheit, Übersäuerung, Herzinfarktrisiko in Verbindung mit hohem Blutdruck, Schlappheit, Mattigkeit, Kopfweh, reduzierte Immun­abwehr, eine zu große Menge an roten Blutzellen/Polyzythämie, Gicht, Stö­rungen der Durchblutung im Gehirn, Diabetes mellitus, Migräne, erhöhte Harnsäure-, Cholesterin- und Leberwerte, Störungen der hormonellen Regula­tion, Depressionen, Erkrankungen des Magens und des Darms sowie der Haut

Präventive Wirkung

Die Blutentziehung verringert die Blutmenge und befreit der Organismus von gif­tigen Stoffwechselendprodukten sowie von Krankheitserregern.

Der Aderlass wird in der Medizin als präventive oder vorbeugende und heilende Therapie angesehen und kann die Selbstheilung stärken. Er kann positive Wirkung auf die Selbstheilungskräfte und die Neubildung von Blutzellen haben und fördert eine Erhöhung der Sauerstoffaufnahme im Blut.

Weiterhin wirkt der Aderlass positiv auf das Fließverhalten des Bluts, dient Entgif­tung und Entschlackung und der Entlastung des Herzens und der Leber.

Risiken und Nebenwirkungen

  • Infektionen durch das Einbringen von krankheitsauslösenden Keimen bei un­sterilem Arbeiten, Schwindel, Probleme mit dem Kreislauf, Eisenmangel, aku­ter Durchfall oder Diarrhoe, Kraftlosigkeit, Dehydratation oder Austrocknung, Kreislaufschwäche

Kontraindikationen

  • Blutarmut beziehungsweise Anämie, Menstruation beziehungsweise Regel­blutung, Schwangerschaft, nach großem Blutverlust, Bluterkrankheit

Bei Kindern, Jugendlichen und älteren Menschen (> 80 Jahre) sollte kein Aderlass durchgeführt werden.

(Quelle: Informationen aus meinen Studienaufzeichnungen und Internet­recherche)